SCHARF
SEHEN
ODER SCHARF
ESSEN?
„Für uns ist das hier wie ein Wohnzimmer“, sagt Angelika Zickenheiner über das Wasserschloss Inzlingen. „Wir kommen hierher und wissen, dass einfach jedes Gericht schmeckt.“ Hierher könne sie mit allen Menschen gehen, um ohne jede Sorge etwas zu finden, sagt sie, auch für feine vegane Gerichte ist gesorgt. Und: „Wir haben nahezu alle unsere Familienfeste hier gefeiert.“

Ein feines Auge für Service und Küche

Der Betrieb im über 450 Jahre alten Schloss wird von den Schwestern Simone in der Küche und Stephanie Beha im Service geführt. Auch sie sind über Generationen hinweg mit Zickenheiner Optik verbunden: Vater und Mutter erhielten hier ihre ersten Brillen. Die heutigen Chefinnen kommen mit allen Themen rund ums Sehen ebenfalls gerne dorthin.

Das Erste, was sie morgens sehen, wenn Sie an die Arbeit kommen?

Meistens die Lieferung unseres Gemüses, die steht dann schon da. Und dann kommt der Fisch.

Wofür braucht es beim Fisch ein gutes Auge?

Dem sieht man ganz besonders an, ob er das mitbringt, was bei der Bestellung gewünscht war. Es geht gar nicht nur um den Geruch, wie viele denken. Und wegen der Frische schaue ich gar nicht so sehr zuerst in die Augen. Sondern auf die Kiemen. Dass sie noch schön blutig rot sind.

Und natürlich sehe ich morgens, was wir gestern noch stehen gelassen haben. Zum Beispiel Dinge, die noch im „Pass“ zwischen Küche und Theke stehen. Du siehst am morgen besser als in der Nacht. Unerschöpfter. Heller.“

Wie wichtig ist Präzision und das richtige Sehen bei Ihnen?

Im Moment sehe ich die Kresse auf dem Teller noch gut. Und wir arbeiten generell mit den Händen und nicht so sehr mit Spezialwerkzeug beim Anrichten. Aber ich denke schon, dass gutes Sehen gerade in der Küche essenziell wichtig ist.

Beim Kochen denkt jeder immer zuerst an die anderen Sinne…

Für mich ist gutes Sehen fast genauso wichtig wie das Abschmecken. Ich sehe ohne Probieren, dass ich eine Jus ablöschen muss. Ich kann einen Nudelteig zwar „spüren“, aber ich sehe auch sofort, ob alles daran stimmt oder nicht. Und beim Anrichten ist das Sehen natürlich entscheidend.

Das Erste, was einem beim Restaurant einfällt, ist der Spruch „Das Auge isst mit“. Stimmt das?

Es ist so. Der erste Eindruck für den Gast ist, dass er sieht, wie ein Teller angerichtet ist. Er schmeckt es ja noch nicht. Er kann es im besten Fall vielleicht noch riechen.

„Zur harten Arbeit in der Küche gehört auch der Spaß. Und dass eine herzliche Atmosphäre herrscht, bei der auch mal gelacht werden darf.“
Wie setzen Sie das Sehen in Ihrer Arbeit ein?

Für mich kommt es darauf an, dass ein Gericht schön angerichtet ist. Ich bin allerdings niemand, der das total übertreibt. Weil ich vor allem will, dass ein Essen heiß an den Tisch kommt. Kalte Vorspeisen oder Desserts lassen sich vielleicht ein wenig verspielter anrichten, unsere Hauptgänge sind dagegen klassisch.

Was sollen Ihre Gäste sehen?

Die Menschen, die zu uns kommen, sollen eine Freude beim Essen bekommen, wenn ein Gang serviert wird. Vor allem wollen wir, dass es zu Gesprächen bei Tisch kommt, die sich eben nicht nur um den Teller drehen. Das vermisse ich manchmal bei der Spitzenküche: Ein Gespräch, das im privaten Miteinander zustande kommt, nicht nur eines über den Wein und wie das Essen jetzt en Detail angerichtet ist.

Nicht nur in Ihrem Betrieb spielen die Generationen eine Rolle – Sie sind auch seit Generationen bei Zickenheiner Optik.

Ja. Die Mama hatte lange Zeit vor allem ihre Lesebrille von dort, der Papa hat bei Zickenheiners seine markante rote Brille gefunden – auch wenn sie ihm beim Spätzleschaben anfangs im Weg war.

Was ist besser: scharf sehen oder scharf essen?

Auf jeden Fall scharf sehen!

Wie sähe die perfekte Brille für Sie in der Zukunft aus?

Sie darf einfach nie anlaufen.

„Seit 2019 sind wir beiden Schwestern für das Wasserschloss allein verantwortlich. Davor war ich immer mal wieder daheim, aber rund 20 Jahre auf Wanderschaft, in Miami, Köln, München und Basel unter anderem. Eine tolle Zeit.“
Was sehen Sie bei Ihrer Arbeit als Letztes abends, wenn Sie gehen?

Wenn ich nicht im Service bin und das Haus tagsüber verlassen kann, sehe ich als Letztes die Küche, wenn ich mich dort verabschiede. Wenn ich am Wochenende im Gastraum arbeite, sehe ich als Letztes den Innenraum des Restaurants, unseren schönen Hof und das Schloss von außen.

Man nimmt von der Küche immer an, dass ganz viel mit den Augen zu tun hat. Wie ist es im Service, bei den Gästen?

Mindestens genauso wichtig. Deshalb war uns der Umbau im Jahr 2020 so wichtig. Wir haben damals gemerkt, dass einiges im Gastraum nicht mehr zu uns passt, dass die Teller moderner daherkommen als das Ambiente ausschaut. Wir wollten einfach, dass das, was wir beide als stilvoll empfinden, auch in den Räumen hier Einzug halten muss.

Wie sieht dies in Ihrer Vorstellung aus?

Wir möchten, dass es klar ersichtlich ist, dass wir eigentlich beim Essen wie beim Interieur eine Brücke bauen – zwischen lieb gewonnener Tradition und dem, was wir für zeitgemäß erachten.

Sind Sie ein sehr visueller Mensch?

Ja. Aber nicht ohne die Unterstützung anderer. Ich brauche Menschen, die mir bei der Umsetzung unserer Visionen helfen. Eine Innenarchitektin zum Beispiel, die das umsetzt, was ich fühle.

Was sehen Sie einem Gast alles an, wenn er das Wasserschloss betritt?

Auf jeden Fall seinen aktuellen Gemütszustand. Ob jemand viel Geld hat oder wenig, ist gar nicht mehr so leicht zu erkennen heutzutage, es spielt für uns auch keine Rolle. Die Stimmung spüren wir dagegen sofort, auch worauf Menschen beim Service Wert legen. Ob sie bei Tisch in Ruhe gelassen werden möchten oder etwas Unterhaltung vertragen können. Es ist keineswegs so, dass wir alle gleich behandeln.

„Ich bin hier viel im Hintergrund tätig, für das ganze Buchhalterische und die Eventplanung. Aber natürlich auch in der Verantwortung für den Service.“
Sieht eine Chefin im Gastraum immer mehr als ihre Angestellten?

Mir sagt man nach, dass ich alles gut beobachte und genau spüre, wo etwas fehlt am Tisch. Vielleicht sehe ich nicht die ganz kleinen Details, dafür ist der Überblick umso besser. Sagen zumindest unsere Gäste.

Wie sieht Ihre Verbindung zu Zickenheiner Optik aus?

Natürlich kennen wir die Familie als Stammgäste seit Jahren – Christian Zickenheiner hat sogar schon bei meiner Mutter im Service an der Theke gejobbt, während des Studiums.

Worauf legen Sie bei einer Brille Wert?

Nicht nur auf die Beratung. Sondern dass neben dem Aussehen auch bei den Gläsern alles stimmt, dass sie möglichst perfekt entspiegelt sind zum Beispiel.

Wenn Sie eine neue Brille benötigen: wechseln sie bei der Fassung radikal auf etwas ganz anderes? Oder lieber nur eine kleine Evolution, die kaum zu erkennen ist?

In der Regel etwas anderes, auch wenn ich vielleicht nicht total mutig bin. Deshalb schätze ich an Zickenheiner Optik, dass ich dort Modelle gezeigt bekomme, bei denen ich davor nie auf die Idee gekommen wäre, dass sie mir zusagen könnten. Es erinnert mich ein wenig an den Service beim Wein: es braucht eine gute Beratung, eine, die nicht aufdringlich ist. Aber die einen auch mal etwas ausprobieren lässt, was man selbst nie entdeckt hätte.