Z’Mittag im Atelier bei Konrad Winzer. Der gebürtige Lörracher ist ein außergewöhnlicher Bildhauer und Koch aus dem Markgräflerland. Winzer spricht vor einer wunderbaren Kulisse mit Blick auf die Burgundische Pforte über seine Kunst und kocht währenddessen für die Gäste.
In seinem Atelier und seiner „Herzkammer“ in Kandern vereint er Kunst und Kulinarik und schafft eine einzigartige Atmosphäre voller Kreativität und Genuss.

Für mich gehören Kunst und Kulinarik zusammen, beides ist bei mir untrennbar mit gutem Sehen verbunden. Historisch war die Esskultur wohl die allererste „Kunst“, der alle übrigen gefolgt sind. Für mich ist es großartig, dass ich beides vereinen kann. In der Kunst habe ich oft erlebt, dass gerade Galeristen durch ein, bildlich gesprochen, ganz kleines Objektiv schauen, wenn es um Genuss auf dem Teller geht.
Als Künstler ist es mir grundsätzlich wichtig, dass ich nicht nur für das Dekorative zuständig bin. Sondern wir als Künstler die zentralen Themen des Lebens abbilden. So habe ich es bei meinem Professor Alfred Hrdlicka gelernt, mit dem ich bis zu seinem Tod verbunden war.
Es ist klar, dass ich ein Thema brauche und nicht irgendetwas vom Stein weghaue, bis mir eines einfällt. Und so lieb ist der liebe Gott auch nicht, dass er mir das Thema schenkt. Wenn ich bei einem Block wie hier (deutet nach draußen, d.Red.) „Orpheus‘ Verhängnis“ anfange, ist es erstmal wichtig, dass ich nicht nur die Idee habe. Sondern auch, wie ich arbeite: Anders als viele Kollegen mache ich das nicht mit Pressluft, sondern mit der Hand.
Die Maschine ist sonst so schnell, dass Du im Kopf nicht mitkommst. Und was weggeschlagen ist, ist weg. Du kannst es nicht korrigieren. Das ist zugleich auch das Tolle: Es lässt sich nichts nachträglich dranschweißen oder -kleben. Du musst komplett klar sehen und klar handeln. Sonst kann es Dir wie Michelangelo gehen, der einmal im 16. Jahrhundert ein Fragment hinterlassen hat, bei dem kein Mensch weiß, wie dieser Arm zur restlichen Figur der „Pietà Rontanini“ passen könnte.




Bei manchem hier hat es sechs Jahre gedauert, bis ich wusste, dass ich nichts mehr machen will. Sechs Jahre, in denen ich immer unzufrieden war. Die Figur hatte ein Gesicht, es waren Arme dran, es war bereits alles reduziert, was weggeschlagen werden kann. Trotzdem konnte ich es nicht durchziehen.
Ja, und vor allem Spielraum für eigene künstlerische Freiheit im Prozess. Sonst arbeitet man eine Figur tot.
Ich habe immer noch gute Augen für mein Alter und einen geschulten Blick, für Proportionen wie für Stimmungen. Als Steinbildhauer kann ich trotzdem nicht mehr ohne Brille arbeiten. Ohne Spritzschutz kannst Du es vergessen. Mir ist einmal ein Splitter ins Auge geflogen, der ist scharf wie eine Rasierklinge. Ich erspare die Details, wie er in der Klinik entfernt wurde, aber seither trage ich immer Schutzbrille.
Glas, ein bearbeitetes. Plastik hat keine Chance. Das wird nach ein paar Splittern matt, ein Effekt wie Schmirgelpapier. Seit etwa zehn Jahren brauche ich ohnehin eine Lesebrille, auf die Entfernung geht es noch. Und neben dem Schutz spielt daher die Schärfe in der Nähe eine Rolle. Die Gleitsichtbrille ist für mich optimal. Du bist in einem Bereich, in dem Du immer wieder vor und zurück gehst, in Entfernungen zwischen 20 Zentimetern und einem Meter. Da musst Du scharf sehen, wenn Du mit dem Meißel drangehst.





Ich bin kein Pinzettenkoch (lacht)! Trotzdem geht es hier ebenso ums Detail – und dass ein Essen auch mit Abstand gut aussieht.
Die aktuelle habe ich bei einem Gast auf einer Veranstaltung gesehen. Diese Brille hat das gewisse Markante und sie hat mir an jemand Anderem sehr gut gefallen. Christian Zickenheiner konnte mir dann genau dieses Exemplar bestellen. Alle paar Jahre wechsle ich mit seiner Hilfe das Modell. Aber ich habe keine Ahnung, was Mode ist.